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Handschriften aus der Schatzkammer der Residenz München

Die Schatzkammer der Residenz verwahrt neben Juwelen und Goldschmiedewerken, Email-, Kristall- und Elfenbeinarbeiten auch Handschriften. Zwei davon wurden bislang in Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisiert: Das Gebetbuch Karls des Kahlen und eine Miniaturhandschrift in Form eines Buchanhängers.

Das Gebetbuch Karls des Kahlen in der Schatzkammer der Residenz München (ResMü.Schk0004-WL) ist das älteste überlieferte Königsgebetbuch des Mittelalters. Es stammt aus dem persönlichen Besitz Karls des Kahlen (823-877), dem Enkel Kaiser Karls des Großen, der 843 die westfränkische Königswürde erlangte und 875 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Die 46 Pergamentblätter der Handschrift (13,5 x 11 cm) wurden zwischen 846 und 869 in der so genannten Hofschule Karls des Kahlen aufwändig gestaltet. Der Text ist vollständig in Gold, teilweise auf Purpur geschrieben, die Seiten sind mit Ornamentbordüren gerahmt und mit Initialen geziert. Zwei ganzseitige Miniaturen (fol. 38v-39r) zeigen den Herrscher in Anbetung Christi. Den heutigen Einband aus Leder mit Goldstickerei und bayerischen Perlen ließ wohl erst Kurfürst Maximilian I. von Bayern nach 1635 anfertigen.

Der kleinformatige Anhänger (ResMü.Schk0175-WL) von Gold ist in Form eines Bucheinbandes gestaltet. Die beiden Buchdeckel sind mit Ösen zum Tragen an einer Kette oder einem Band versehen. Die Außenseiten sind mit emaillierten Kartuschen und mit Rankenwerk dekoriert. Auf den Innenseiten der Buchdeckel finden sich figürliche Szenen. Eingebunden sind 18 Pergamentblätter mit Gebetstexten in lateinischer Sprache. Der Text beginn auf dem zweiten Blatt mit dem sogenannten Karlssegen und endet mit der Signatur des Schreibers: CAMILLVS SPANOCHIVS PATRITIVS SENEN. SCRIBEBAT. MDLXXI (Es schrieb dies Camillo Spanochi, Patrizier von Siena 1571). Bis auf diese Passage konnten die eng beschriebenen Blätter der Miniaturhandschrift erst durch die Digitalisierung in der Bayerischen Staatsbibliothek teilweise lesbar gemacht werden.